Download
application/pdf - ca. 215,38 KB
Als erstes europäisches Verkehrsunternehmen fährt die Saarbahn seit 1997 grenzüberschreitend von Lebach bis ins lothringische Sarreguemines. Möglich machen dies sogenannte Tram-Trains, die die Anforderungen von Eisenbahn- und Straßenbahnfahrzeug miteinander vereinen. Um die Flotte zu erneuern, hat die Saarbahn gemeinsam mit sechs Verkehrsunternehmen aus Deutschland und Österreich vor zwei Jahren in einem weltweit einzigartigen Beschaffungsprojekt bis zu 504 Tram-Trains bei dem Fahrzeughersteller Stadler bestellt. Der Anteil der Saarbahn am Gesamtauftrag von vier Milliarden Euro beträgt 140 Millionen Euro. Das erste Tram-Train-Fahrzeug aus der Sammelbestellung präsentierte Stadler auf der InnoTrans, eine der international bedeutendsten Fachmessen für Bahntechnik, am 24. September.
Saarbahn-Geschäftsführer Karsten Nagel: „Wir freuen uns sehr auf die neuen Fahrzeuge. Sie werden die Saarbahn nochmals attraktiver machen. Insgesamt ist die Flottenerneuerung überfällig, denn unsere aktuellen Saarbahnen sind erkennbar am Ende ihres Lebenszyklus angekommen. Die Ausfallraten und Schwierigkeiten der Ersatzteilbeschaffung steigen immens. Gerade mit Blick auf die Langfristigkeit des Einsatzes der neuen Fahrzeuge wird hier die Beschaffung im Konsortium absehbar auch für die Instandhaltung strukturell deutlich besser sein.“
Die Investitionen in die Flottenerneuerung können nur mit Unterstützung der Landeshauptstadt Saarbrücken sowie des Landes umgesetzt werden, die die Finanzierung mit Bürgschaften absichern. Saarbrückens Oberbürgermeister Uwe Conradt wird deshalb selbst auf der InnoTrans vorbeischauen, um das erste Fahrzeug zu besichtigen und sich mit Vertretern des Beschaffungskonsortiums und dem Hersteller zum Stand des Projektes und den noch notwendigen Schritten bis zur Verfügbarkeit im Regelbetrieb auszutauschen. Oberbürgermeister Uwe Conradt: „Ein starker ÖPNV ist für uns als Landeshauptstadt ein essentieller Bestandteil der Großstadtmobilität und unserer Nachhaltigkeitsstrategie. Wir freuen uns deshalb auch als Landeshauptstadt sehr auf die neuen Saarbahn-Züge, die dann sukzessive ab 2025 die Bestandsfahrzeuge ablösen werden.“
Von Berlin auf die Teststrecke nach Tschechien bis nach Saarbrücken
Nach dem ersten Auftritt des „Citylinks Tram-Train“ für die Saarbahn in Berlin folgen umfangreiche Tests auf der Versuchsstrecke für Bahnfahrzeuge in tschechischen Velim. Ende Januar 2025 soll das erste Fahrzeug planmäßig nach Saarbrücken geliefert werden, noch weitere drei sollen im ersten Quartal des nächsten Jahres folgen. In Saarbrücken angekommen, beginnt stellvertretend für die Gesamtbestellung des Konsortiums das komplexe Zulassungsverfahren für den Eisenbahn- und Straßenbahnbereich. „Voraussichtlich Ende des dritten Quartals 2025 werden wir die ersten neuen Tram-Trains voraussichtlich in unseren Regelbetrieb integrieren können. Läuft alles planmäßig, werden bis 2027 dann alle 28 neuen Saarbahnen zwischen Lebach und Sarreguemines unterwegs sein. Dabei werden wir einige ältere Modelle übergangsweise in Reserve halten“, informiert Projektleiter Michael Irsch von der Saarbahn.
Vorteile der neuen Saarbahn-Züge
Die neuen Tram-Trains sind im Vergleich zu ihren Vorgängern 10 Kilometer je Stunde schneller. Sie erreichen eine Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h. Auch im Komfort punkten die neuen Fahrzeuge: Sie sind voll klimatisiert, haben einen größeren Mehrzweckbereich zum Beispiel für das Abstellen von Fahrrädern und die größere Höhe bewirkt ein weitläufigeres Raumgefühl. Im vorderen und hinteren Wagenteil befinden sich USB-Anschlüsse und 230 Volt-Steckdosen. Die Saarbahn als das größte E-Mobil im Saarland wird auch weiterhin mit 100 Prozent umweltfreundlichem mit Ökostrom versorgt. Künftig gehen auch deutlich niedrigere Geräuschemissionen von den neuen Saarbahnen aus.
Über die Festbestellung von 28 Fahrzeugen hinaus hat die Saarbahn eine Option, weitere 21 Fahrzeuge zu bestellen. Diese Option war bei der ursprünglichen Vertragsunterzeichnung bewusst aufgenommen worden, um für Weiterbauoptionen der Saarbahn oder zusätzlichen Verkehre im Rahmen von Streckenreaktivierungen (aktuell in Prüfung seitens des Landes: Rosseltal-Bahn) mit einer einheitlichen Flotte operieren zu können.
Hintergrund: Der Kooperation gehören neben der Saarbahn die Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK), die Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG), die Schiene Oberösterreich (Schiene OÖ GmbH), das Land Salzburg und die Regional-Stadtbahn Neckar-Alb an. Das Beschaffungskonzept war entwickelt worden, um durch die gemeinsame Großbestellung den Preis der Tram-Trains um 20 Prozent günstiger zu halten.
Die Ausschreibung umfasst neben der Fahrzeugentwicklung, -produktion, -inbetriebsetzung und -zulassung auch einen auf bis zu 32 Jahre (Festbestellung 16 Jahre) angelegten anschließenden Instandhaltungsvertrag mit dem Hersteller. Dieser beauftragt wiederum die Werkstätten der Kooperationspartner als Subunternehmer mit der Instandhaltung.
application/pdf - ca. 215,38 KB