Dank Blindenapp selbstbestimmt mobil im ÖPNV
Täglich nutzt Heinz-Peter Engels den öffentlichen Nahverkehr für den Weg zur Arbeitsstelle, zum Einkaufen oder zu spontanen Freizeitunternehmungen. „Als blinder Fahrgast ist das nicht immer einfach“, berichtet der 57-jährige Saarbrücker. Die größte Hürde: „die richtige Linie und den Einstieg in den Bus finden.“ Seit dem 6. Januar 2021 ist er als Testnutzer beim Pilotprojekt „Blindenapp“ der Saarbahn aktiv.
Herzstück des Projektes ist ein Informations- und Orientierungssystem, das neben barrierefreier Fahrgastinformation auch fahrtbegleitende Unterstützung bietet.
„Das Angebot ist eine echte Bereicherung“, freut sich Engels. Über eine App auf dem Smartphone lässt er sich die einfahrenden Fahrzeuge an der Haltestelle ansagen. Seinen Einsteigewunsch übermittelt er bequem mit einem Klick auf seinem Handy an den Fahrer. Ein akustisches Signal lotst ihn dann zur geöffneten Tür. „Selbst an stärker frequentierten Haltestellen kann ich so eigenständig den Bus nutzen, ohne auf fremde Hilfe angewiesen zu sein. Diese Mobilität bedeutet für mich ein Stück Lebensqualität“, so Engels weiter.
Während der Fahrt werden ihm die nächsten Haltestellen angesagt und auch seinen Ausstiegswunsch kann er einfach und bequem mittels App absenden. „Das ist eine prima Sache“, sagt Engels.
Im Dezember hat er sich bei der Saarbahn beworben, um die Beta-Version des Systems als einer von mehreren seheingeschränkten ÖPNV-Nutzern im Zuge eines mehrstufigen Testbetriebs auszuprobieren. „Ich freue mich und bin stolz, als Testnutzer an der Weiterentwicklung dieses tollen Projektes mitwirken zu können. Die vergangenen Wochen haben gezeigt, dass ein enger und sehr konstruktiver Austausch auch in Zeiten der Pandemie dank digitaler Kommunikation prima funktioniert“, betont Engels.
Der Praxistest des Saarbrücker Verkehrsunternehmens ist auf mehrere Monate angelegt und findet auf der Linie 105 statt. Katharina Meßner-Schalk, Ansprechpartnerin für die Testnutzer bei der Saarbahn, erklärt: „Das Feedback der Testnutzer hilft uns, den Service noch genauer an die Kundenbedürfnisse anzupassen. Im Fokus steht eine nutzerfreundliche Lösung, die insbesondere blinde und seheingeschränkte Fahrgäste in ihrer selbstbestimmten Mobilität unterstützt.“ So habe bereits eine Anpassung der Fahrplanansicht und eine Optimierung der fahrtbegleitenden Information umgesetzt werden können. „Wir gehen derzeit davon aus, dass neben Blinden und Seheingeschränkten auch weitere Nutzergruppen von dem System profitieren könnten“, so Meßner-Schalk weiter.
Nach Evaluation der Testphase soll die Entscheidung fallen, ob die Technik in der Saarbahn-Fahrzeugflotte flächendeckend eingesetzt wird.
Zum Projekt “Blinden-App“ der Saarbahn:
Ziel des Projekts „Blinden-App“ der Saarbahn ist es, insbesondere blinden und seheingeschränkten Fahrgästen die Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs zu erleichtern. Um die im Projekt eingesetzten Dienstleistungen und Techniken so nah wie möglich an Kundenbedürfnissen auszurichten, werden diese im engen Austausch mit Verbänden und ausgewählten Testnutzern im regulären Fahrbetrieb getestet. Nach Evaluation der Pilotphase soll in 2021 die Entscheidung fallen, ob das Informations- und Orientierungssystem >>Intros<< in der Saarbahn-Fahrzeugflotte flächendeckend eingesetzt wird. Kooperationspartner für das Projekt sind die Trapeze Group in Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Blinden- und Sehbehindertenverband, die hauptamtlichen Behindertenbeauftragten und der Behindertenbeirat der Landeshauptstadt Saarbrücken sowie der Blinden- und Sehbehindertenverein für das Saarland.
Weitere Infos unter www.saarbahn.de/blindenapp.