Freitag, 13. Mai 2016

Einschätzung von Saarmobil fehlerhaft – Saarbahn sieht fehlende Branchenkenntnis des privaten Betreibers kritisch

Mit Verwunderung reagiert die Geschäftsführung der Saarbahn auf die Ankündigung des privaten Busbetreibers Saarmobil, wonach dieser seinen Anteil am öffentlichen Personennahverkehr im Saarland durch Verdrängung kommunaler ÖPNV-Unternehmen erweitern will. Diese Absicht ist auch vor dem Hintergrund des desaströsen Starts von Saarmobil im Landkreis St. Wendel nach Ansicht der Saarbahn sehr gewagt.

Aktuell wird das Interesse der Saarmobil-Geschäftsführer, innerhalb der Stadt Saarbrücken tätig zu werden  zitiert, um „das Defizit der kommunalen Verkehrsbetriebe durch einen effizienteren Einsatz der Busse und Fahrer auf 10 Mio. € zu halbieren“ (Zitat SZ vom 13.05.16).

 

Saarbahn-Geschäftsführer, Peter Edlinger, betont in diesem Zusammenhang ausdrücklich, dass man sich vor der angekündigten Konkurrenz bzw. dem Wettbewerb nicht fürchte, da das Unternehmen entgegen der Sticheleien aus der Ecke privater Anbieter zwischenzeitlich gut aufgestellt sei. Laut Edlinger zeigt sich in den Aussagen der Saarmobil-Geschäftsführer, dass hier die notwendige Branchenkenntnis offenbar fehle. Bevor die Saarmobil-Geschäftsführung bei der Oberbürgermeisterin und Saarbahn-Aufsichtsratsvorsitzenden Charlotte Britz vorstellig werde, sollte sich Saarmobil genauer über die tatsächlichen wirtschaftlichen Verhältnisse des Saarbrücker Kommunalbetriebes informieren, rät Edlinger.

 

Anders als in den in der Saarbrücker Zeitung zitierten Aussagen von Saarmobil werde der Verlust der Saarbahn zum 31.12.2015 ca. 15 Mio. € betragen und nicht 20 Mio. €. In den vergangenen Jahren  habe man bereits 10 Mio. € eingespart, so Edlinger. In der aktuellen Wirtschaftsplanung sei im Jahre 2020 sogar bereits ein Defizitbetrag unterhalb der 10 Mio.€-Grenze eingeplant.

 

Den absoluten Tiefpunkt der Fehleinschätzung der Saarmobil-Geschäftsführung sieht Edlinger in der Tatsache, dass Saarmobil bei der Betrachtung den von Saarbahn vertretenen Eisenbahn- und Straßenbahnverkehr komplett ausblendet, da in den zitierten Verlusten der Saarbahn auch Betriebskostendefizite der betriebenen Straßenbahnstrecke in der Größenordnung von über 5 Mio. € enthalten seien. Das bedeute, das tatsächliche Defizit im Busbereich liege schon jetzt erheblich unter den selbstgemachten Zielplanungen der privaten Macher.

 

Bezüglich der Defizite im Straßenbahnbereich befürchtet Edlinger nach Vorlage des letzten Entwurfs eines neuen ÖPNV-Gesetzes keine Verbesserung der Situation, da nach wie vor der Straßenbahnverkehr im Gegensatz zum Eisenbahnverkehr vom Land nicht gefördert werden soll: „An dieser Stelle werden wir insbesondere in bevorstehenden Anhörungen des Landtags dafür werben, dass wir künftig auch Zuschüsse für den Straßenbahnverkehr erhalten, der ja bekanntlich den geförderten Regionalverkehr zwischen Saargemünd und Lebach durch die Innenstadt erst anbindet bzw. ermöglicht“.

 

In den genannten Defiziten enthalten sind im Übrigen auch Zinslasten für den Eigenanteil an Investitionen und Fahrzeugen der Saarbahn in der Größenordnung von ca. 90 Mio. €, die seit Beginn des 400 Mio.-€-Projektes von der Saarbahn aufgebracht werden mussten.

 

Der fehlerhaften Darstellung der Saarmobil-Geschäftsführer ungeachtet, sieht Edlinger durchaus ein Kooperationsfeld zwischen kommunalen und privaten Betrieben, nämlich im Einkauf von Busfahrzeugen. „Sollte die Zahl von 6 Mio. € für 30 neue Busse stimmen, die Saarmobil in besagtem Zeitungsartikel nennt, so ist dies entweder ein sensationell günstiger Preis oder aber die angeschafften Busse entsprechen nicht den Qualitätsstandards, die die Saarbahn bei der Anschaffung neuer Busse, wie insbesondere Klimaanlage und Barrierefreiheit, erfüllt“, erläutert Edlinger.