Sonntag, 5. Oktober 2014

Die Saarbahn fährt bis Lebach – Letzte Teilstrecke im Köllertal eingeweiht

Nach rund fünfeinhalb Jahren Bauzeit wurde die neue  Strecke von Heusweiler Markt bis Lebach-Jabach am Sonntag, 5. Oktober 2014, feierlich in Betrieb genommen.

Die Einweihung der neuen Stadtbahnstrecke übernahmen Annegret Kramp-Karrenbauer, die saar-ländische Ministerpräsidentin, Charlotte Britz, die Aufsichtsratsvorsitzende der Saarbahn GmbH und Saarbrückens Oberbürgermeisterin, sowie die Geschäftsführer der Saarbahn GmbH, Peter Edlinger und Andreas Winter. An dem Festakt nahmen auch Jürgen Barke, Staatssekretär im Mi-nisterium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr, und Klauspeter Brill, Bürgermeister von Le-bach, teil.

Anlässlich der ersten offiziellen Fahrt nach Lebach sagte die saarländische Ministerpräsidentin: „Die Saarbahn ist eine nachhaltige Investition für unser Land. Für die Bürgerinnen und Bürger von Lebach steht ab jetzt eine attraktive und zukunftsweisende Alternative zum Auto zur Verfügung. Nicht nur die gute Taktung in den Hauptverkehrszeiten und die direkte Erreichbarkeit des Haupt-bahnhofs in Saarbrücken machen die Saarbahn zu einem interessanten Angebot für die Menschen in der Region, sondern auch die grenzüberschreitende Anbindung an Saargemünd. Mit den neuen Haltepunkten rücken die Orte näher zusammen, was dem Zentrum Lebachs sicherlich zugute-kommen wird."

Charlotte Britz sagte in Lebach: „Die Saarbahn als größtes Elektromobil der Region ist für die Menschen entlang der Strecke eine große Bereicherung. Ich freue mich, dass wir ab heute mit der neuen Schienenverbindung den Austausch zwischen Saarbrücken und Lebach nachhaltig beleben können. Es ist von zentraler Bedeutung, dass wir für die Bürgerinnen und Bürger eine Verkehrsinf-rastruktur bereitstellen, mit der Sie Ihre Ziele flexibel erreichen können. Gerade unter ökologischen Gesichtspunkten ist der ÖPNV die erste Wahl. Auch in der zukünftigen Landesplanung muss der Bereich Verkehr und die Anbindung ans Oberzentrum Saarbrücken eine Schlüsselrolle einneh-men.“

Neun neue Haltestellen stehen für die Fahrgäste bereit

Anke Rehlinger, Ministerin für Arbeit, Energie und Verkehr: „Die Saarbahn ist eine Bereicherung unseres Nahverkehrssystem. Die Stärkung des Gemeinschaftsverkehrs bleibt eine der wichtigen Stellschrauben in der saarländischen Verkehrspolitik. Ein kundenfreundlicher ÖPNV auf Straße und Schiene, mit guten Fahr- und Umsteigezeiten sowie einem transparenten Tarifsystem, verbessert die Möglichkeiten individueller Mobilität und animiert dazu, öfter mal aufs eigene Auto zu ver-zichten.“

Der Bau der neuen rund 10,4 Kilometer langen Köllertalstrecke dauerte rund fünfeinhalb Jahre (Herbst 2008 bis Frühjahr 2014) und konnte in dem Zeitplan, den sich das Projektteam gesetzt hatte, realisiert werden. Die Saarbahnstrecke der Linie S1 ist nun insgesamt 44 km lang und reicht von Sarreguemines bis Lebach-Jabach. Mit der Inbetriebnahme der Strecke bis Lebach-Jabach gibt es insgesamt 43 Stadtbahn-Haltepunkte. Die neuen Haltestellen sind: In der Hommersbach, Kirschhof, Eiweiler, Eiweiler-Nord, Landsweiler-Süd, Landsweiler-Nord, Lebach-Süd, Lebach und Jabach.

Für den Lebacher Bürgermeister, Klauspeter Brill, ist das Einfahren der Saarbahn ein echter Mei-lenstein: „Unsere Stadt ist schon seit dem Mittelalter einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte des Landes, an dem sich zuerst Pferdefuhrwerke, später dann die Eisenbahn und Autobusse kreuzten. Nun wird die Saarbahn Lebach weiter verbinden. Die moderne Bahn ist ein schnelles und umweltfreundliches Verkehrsmittel, das allen nutzt. Sie wird Schülern, Berufspendlern, Senioren und allen anderen Lebachern noch mehr Mobilität bringen“.

Insgesamt wurden 85 Mio. Euro auf der Köllertalstrecke investiert

Die Kosten für Planung und Bau der Strecke von Heusweiler Markt bis Lebach-Jabach belaufen sich auf  ca. 53,3 Mio. Euro – ohne die Abstellanlage in Jabach. Die gesamte Köllertalstrecke von Walpershofen/Etzenhofen bis Lebach-Jabach kostete 85 Mio. Euro. Der Bund und das Land för-derten die Baukosten (76 Mio. Euro) mit 60 bzw. 30 Prozent. Die Stadtbahn übernimmt die Pla-nungskosten in Höhe von 9,5 Mio. Euro vollständig sowie 10 Prozent der Baukosten.


„Auf der Strecke von Sarreguemines bis Lebach haben wir als Unternehmen mehr als 99 Mio. Euro in einen modernen, leistungsfähigen öffentlichen Nahverkehr investiert. Wir sind stolz, dass die Linie S1 nun erfolgreich fertiggestellt wurde und ab morgen im Regelbetrieb auch für alle Fahrgäste von und nach Lebach zur Verfügung steht. Das ist eine starke Leistung aller am Bau Beteiligter, denen ich dafür herzlich danken möchte“, sagte Peter Edlinger, Mitglied der Saarbahn-Geschäftsführung, anlässlich der Inbetriebnahme der neuen Strecke in Lebach.
Rechnet man zur Gesamtinvestition des Verkehrsunternehmens in Höhe von ca. 99 Mio. Euro noch die Zuschüsse von Bund und Land dazu, ergibt sich für die Gesamtstrecke inkl. der Stadt-bahnfahrzeuge und der neuen Stadtbahnwerkstatt ein Volumen von insgesamt ca. 400 Mio. Euro.

Exklusives Angebot für die Anwohner der neuen Strecke: Eine Woche lang kostenlos fahren

Andreas Winter, Mitglied der Saarbahn-Geschäftsführung, sieht in dem neuen Streckenabschnitt sehr viel Potential für neue Fahrgäste: „Das neue Fahrgastpotential auf der neuen Strecke wollen wir nutzen. Durch einen guten, verlässlichen Service wollen wird noch mehr Menschen als bisher vom Wechsel vom PKW auf den öffentlichen Personennahverkehr überzeugen.“ Aus diesem Grund wurden in den vergangenen Wochen durch die Saarbahn gut 18.000 Haushalte entlang des neuen Streckenabschnitts in Heusweiler und Lebach angeschrieben: Im Aktionszeitraum vom 13. Oktober bis 14. November können interessierte Bürgerinnen und Bürger eine Woche lang kostenlos das Bus- und Bahnnetz der Saarbahn GmbH nutzen und sich dabei von den Vorteilen des ÖPNV selbst überzeugen. Bereits nach knapp zwei Wochen nach dem Anschreiben hatten sich über 1.500 Personen gemeldet, die das Schnupperticket nutzen möchten. (Weitere Informationen hierzu unter www.saarbahn.de/Lebach)


Schon im Anschluss an die offizielle Inbetriebnahme am 5. Oktober hatten die Besucher  die Gele-genheit, kostenlos auf dem neuen Abschnitt zu pendeln und die Strecke kennen zu lernen. Die Stadtbahnfahrzeuge sind hier als Eisenbahn nach Eisenbahnbau- und -betriebsordnung (EBO) un-terwegs. Unter anderem heißt das, dass mit höheren Geschwindig¬keiten gefahren werden kann, wenn die Strecke es zulässt.

Ab 6. Oktober fährt die Saarbahn im Regelbetrieb
Ab 6. Oktober 2014 fährt die Saarbahn GmbH mit ihren Zügen im Regelbetrieb von und nach Le-bach. Die Bahnen verkehren in den Hauptverkehrszeiten im 30-Minuten-Takt und in den Neben-verkehrszeiten alle 60 Minuten. Eine Fahrt mit der Stadtbahn von Saarbrücken Hauptbahnhof bis zum Bahnhof nach Lebach ist 25,38 Kilometer lang und dauert ca. 50 Minuten. Die Fahrten in die entgegengesetzte Richtung dauern 3 Minuten länger.
Die Fahrpreise auf dem neuen Streckenabschnitt nach Lebach sind wie folgt gestaffelt:

Von Saarbrücken nach Lebach

(6 Waben, Preisstufe 6):

Von Heusweiler nach Lebach

(3 Waben, Preisstufe 3):

  • Einzelfahrschein 6,00 Euro
  • Einzeltageskarte 12,00 Euro
  • Monatskarte für Erwachsene 126,50 Euro
  • Jahresabo übertragbar 105,42 Euro
  • Monatskarte für Schüler 94 Euro
  • Jahreskarte für Schüler im Abo 78,33 Euro
  • Einzelfahrschein 3,30 Euro
  • Einzeltageskarte 6,70 Euro
  • Monatskarte für Erwachsene 75,00 Euro
  • Jahresabo übertragbar 62,50 Euro
  • Monatskarte für Schüler 60,50 Euro
  • Jahreskartefür Schüler im Abo 50,42 Euro


Hintergrund zur Köllertalstrecke – 100 Jahre Geschichte:

Es ist nicht das erste Mal, dass auf dieser Trasse Schienenfahrzeuge durchs Köllertal rollen. Das Köllertal wurde mit der Industrialisierung der Saarregion in der zweiten Hälfte des 19. Jahr¬hunderts Wohngebiet für zahlreiche Hüttenarbeiter und Bergleute, doch fehlte eine Bahnverbin¬dung für den Weg vom Wohnort zum Arbeitsplatz. Lange diskutierte man im Köllertal, ob eine Bahn nach Saar-brücken oder Völklingen fahren sollte. Im Jahr 1905 traf der Gemeinderat Güchenbach die Ent-scheidung von Heusweiler nach Saarbrücken eine Straßenbahn zu bauen, die 1907 in Betrieb ging. Damit war der Weg frei für eine Eisenbahnstrecke nach Völklingen. Am 1. Oktober 1911 wurde die Köllertalbahnstrecke Lebach-Heusweiler-Völklingen eröffnet.
Anfang der siebziger Jahre begann die Abwanderung der Fahrgäste von der Bahn auf Auto und Bus. Deshalb wurde der Personenverkehr 1985 aufgegeben, die Gleise bei Etzenhofen unterbro-chen und die Strecke in Richtung Völklingen stillgelegt. Von Lebach aus wurde bis 1993 noch ein Restgüterverkehr abgewickelt. Im Juli desselben Jahres fuhr auf diesem Teil der Köllertalbahn letztmals ein Personenzug als Sonderfahrt. Dann kam auch für diesen Strecken¬teil das Ende. Bis 1995 wurden alle Gleise entfernt. Mit der Inbetriebnahme des Streckenabschnitte Walpersh-ofen/Etzenhofen bis Heusweiler Markt im Jahr 2011 konnte das erste Teilstück der neu gebauten Trasse damit genau ein Jahrhundert später in Betrieb genommen werden.