GDL bezeichnet Angebot über 3,7 Prozent Lohnerhöhung als Provokation und kündigt Streikwellen bei der Saarbahn an
Obwohl mit der Gewerkschaft ver.di Ende April 2009 eine Einigung für alle Beschäftigten der Saarbahn erzielt wurde und damit die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter rückwirkend zum 01.01.2009 bis zu 3,7 Prozent mehr Lohn zuzüglich einer Einmalzahlung bekommen, kündigen die in der GDL organisierten Bahnfahrer Streiks an.
Die Situation ist grotesk; vor einem Jahr stand die Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft Saarbrücken mbH (VVS) unmittelbar vor der Zahlungsunfähigkeit. Die damalige Geschäftsführung wurde entlassen und für den Verkehrsbereich ein Restrukturierungskonzept erstellt, welches Kosteneinsparungen in Höhe von rund 4,2 Mio. Euro bis zum Jahr 2012 vorsieht. Diese Kosteneinsparungen sind u. a. Voraussetzung für eine sogenannte marktorientierte Direktvergabe, die die Stadt Saarbrücken in die Lage versetzen soll, die Verkehrsleistungen ohne Ausschreibung an ihr eigenes Unternehmen direkt zu vergeben. Wesentliche Voraussetzung ist gemäß der neuen EU-Gesetzgebung jedoch, dass das Unternehmen die Verkehrsleistungen vergleichbar gut erbringen muss; ansonsten droht die europaweite Ausschreibung.
Der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer ist das egal. Sie bezeichnet die Saarbahn als „wirtschaftlich gesundes Unternehmen“, weshalb die gestellten Lohnforderungen mehr als berechtigt wären: mehr als 10 Prozent Lohnerhöhung plus arbeitgeberfinanzierte Altersvorsorge plus Fahrentschädigung je Schicht plus Krankengeldzuschuss plus Zusatzurlaub für Nachtarbeit.
Forderungen, die die Saarbahn nicht erfüllen kann. Sie bietet ihren Bahnfahrern 3,7 Prozent mehr Lohn sowie weitere 1,0 Prozent Lohnerhöhung ab 01.01.2010 an. Ein Angebot, welches dem Niveau vergleichbarer Tarifabschlüsse zum Beispiel im öffentlichen Dienst, im TV-N Saar oder auch dem Niveau des Abschlusses der GDL bzw. deren Dachorganisation im Bundesland Bayern entspricht.
Ein höherer Tarifabschluss wäre deshalb ungerecht und nicht begründbar.
Das Saarbahn-Angebot an ihre Triebfahrzeugführer ist vor dem Hintergrund der gesamtwirtschaftlichen Situation, die geprägt ist von Kurzarbeit, damit einhergehendem Lohnverzicht und Arbeitsplatzabbau, aber auch vor dem Hintergrund der sehr schwierigen wirtschaftlichen Situation des VVS-Konzerns, ein sehr gutes Angebot.
Von der GDL angekündigte Streikwellen werden deshalb voraussichtlich nur Unverständnis und Kopfschütteln bei den Fahrgästen verursachen. Für die Saarbahn entsteht zusätzlicher Schaden in einer Situation, die durch Konsolidierung geprägt sein sollte.
Die Saarbahn weist ihre Fahrgäste vorsorglich darauf hin, dass in den kommenden Tagen mit weiteren Streiks zu rechnen ist. Von solchen Streiks wäre jedoch nur die Bahn betroffen. Der Busverkehr kann vollumfänglich und störungsfrei genutzt werden.
Den (Bahn-) Fahrgästen wird deshalb empfohlen, vor Fahrtantritt auf Verkehrsmeldungen der regionalen Radiosender sowie auf aktuelle Meldungen auf www.saarbahn.de zu achten. Aktuelle Informationen erhalten Fahrgäste auch unter der Hotline des SaarVV: 06898 – 500 4000.