Montag, 3. September 2012

Neue Stadtbahn-Werkstatt offiziell eingeweiht: Synergieeffekte durch Konzentration am Standort Brebach

Nach 38-monatiger Bauzeit wurde das neben dem Streckenausbau nach Lebach größte Infrastrukturprojekt der Stadtbahn Saar GmbH der letzten Jahre am 3. September 2012 offiziell seiner Bestimmung übergeben. In der neuen Stadtbahn-Betriebswerkstatt mit Abstellanlage werden erstmals die Bereiche Wartung, Instandhaltung, Reparatur, Reinigung und Abstellung an einem Ort gebündelt.

Die offizielle Eröffnung vollzogen der saarländische Minister für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr, Heiko Maas, die Saarbrücker Oberbürgermeisterin und Aufsichtsratsvorsitzende der Stadtbahn Saar GmbH, Charlotte Britz, und der zuständige Referatsleiter im Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Dr. Dieter Glück, gemeinsam mit den Geschäftsführern der Stadtbahn Saar GmbH, Peter Edlinger und Norbert Reuter.

Der neue Komplex, der Baukosten von rund 26 Mio. Euro umfasst (Betriebsgebäude: rund 21,5 Mio. Euro, Abstellanlage: rund 4,5 Mio. Euro), konnte in der vorgesehenen Zeit und innerhalb des geplanten Kostenrahmens fertiggestellt werden. Gefördert wurde die Maßnahme durch Bund und Land (Betriebsgebäude: 75 Prozent aus Landesmitteln; Abstellanlage: 60 Prozent aus Bundesmitteln, 30 Prozent aus Landesmitteln).

Minister Heiko Maas sieht die finanzielle Unterstützung, die die Landesregierung geleistet hat, als sinnvolle und nachhaltige Investition in moderne und kompakte ÖPNV-Strukturen. „Das Land hat die Errichtung von Werkstatt und Abstellanlage mit einem Betrag rund 14 Mio. unterstützt. Wir versprechen uns davon langfristig einen Beitrag zur Qualitätssicherung des Schienenpersonennahverkehrs in der Landeshauptstadt und der Region.“

Für Oberbürgermeisterin Charlotte Britz stellt die neue Anlage nicht nur einen großen Entwicklungsschritt für das Verkehrsunternehmen dar: „Die Saarbahn hat das Saarbrücker Stadtbild neu geprägt und die Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln erheblich verbessert. Am heutigen Tag nehmen wir ein Projekt in Betrieb, das für die Brebacher Landstraße und damit für einen der Zufahrtswege in das Zentrum der Landeshauptstadt auch eine städtebauliche Aufwertung mit sich bringt.“

Dr. Dieter Glück vom Bundesverkehrsministerium ist von der guten Zukunftsperspektive der Saarbahn überzeugt: „Längst hat sich gezeigt, dass mit der Saarbahn mehr als ein Stadtbahn-System auf die Schiene gesetzt wurde. Nachdem das Netz im letzten Jahr bis Heusweiler Markt ausgebaut wurde, entwickelt sich die Saarbahn jetzt in Richtung Lebach weiter. Dazu dient auch die Optimierung der Werkstattinfrastruktur, die heute mit der Inbetriebnahme der Stadtbahn-Werkstatt weiter vorangekommen ist.“

Für die Geschäftsführer der Stadtbahn Saar GmbH, Peter Edlinger und Norbert Reuter, ist ein Markstein in der Unternehmensgeschichte gesetzt worden. Nach mehr als 15 Betriebsjahren erhalte die Stadtbahn Saar erstmals eine speziell auf sie zugeschnittene Betriebswerkstatt auf technisch hohem Niveau. Durch die Konzentration am Standort Brebach mit einer optimalen Anbindung an das Schienennetz der Deutschen Bahn und kurzen Informationswegen ließen sich auf Dauer die Betriebskosten merklich senken und optimale Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schaffen.

Das bisher von der Deutschen Bahn für die Instandhaltung angemietete Werk Ost in der Dudweiler Landstraße in Saarbrücken war bereits seit der Anschaffung erster Saarbahn-Fahrzeuge 1997 lediglich als Übergangslösung geplant. Schon damals wurde nach einem geeigneten Standort für eine eigene Einrichtung gesucht, da das Werk Ost maßgeblich auf die Bahnen der DB zugeschnitten war. Der geeignete Geländezuschnitt, die betrieblich günstige Lage und die Möglichkeit, Abstellung und Werkstatt zusammenzufassen, sowie die gute Erreichbarkeit gaben den Ausschlag für das ehemalige DB Gelände in Brebach. Die Plangenehmigung für das Projekt wurde im April 2008 erteilt, der Spatenstich folgte im Juli 2009, das Richtfest zur Fertigstellung des Rohbaus im November 2011.

Bei dem Werkstattgebäude handelt es sich um eine nach Osten ausgerichtete Konstruktion in Stahlbetonbauweise mit einem Flachdach. Darin untergebracht ist neben der Werkstatthalle auch eine Waschanlage. Straßenseitig befinden sich die Betriebssteuerzentrale, Büro-, Schulungs- und Sozialräume für die Mitarbeiter. Neben der neuesten technischen Ausstattung der Werkstatthalle wurde auch auf helle und ergonomische Arbeitsplätze geachtet. Das Gebäude verfügt über einen umbauten Raum von ca. 25.800 Kubikmetern. Ergänzt wird es durch die komplett umgebaute erneuerte Abstellanlage, bestehend aus sieben Gleisen für die Abstellung von 22 Stadtbahnfahrzeugen, drei Gleisen im Vorfeld der Werkstatthalle sowie einem Prüf- und Bremsgleis.

Auf den drei Gleisen innerhalb der Werkstatt sind insgesamt fünf Arbeitsstände mit Dacharbeitsständen und Arbeitsgruben untergebracht. Besonders beeindruckend ist die Unterflurhebeanlage, auf der die 37,07 Meter langen Stadtbahnen mittels Lasereinrichtung zentimetergenau positioniert werden können. Im Anschluss werden die Fahrzeuge mit einem Leergewicht von 55 Tonnen für Wartungs- und Instandhaltungszwecke komplett anhoben. Die Anlage kommt grundsätzlich ohne größere Rüstzeiten aus. Für besonders schwere Lasten stehen ein auf maximal 10 Tonnen ausgelegter Kran sowie weitere kleinere Kräne mit einer maximalen Nutzlast von einer Tonne bereit. Auch die bereits im Werk Ost verwendete mobile Radsatzdrehmaschine kommt wieder zum Einsatz. Bei Bedarf können auch auf dem Gleis der Waschanlage Instandhaltungsarbeiten durchgeführt werden.

Für die Befüllung der Bahnbremsanlagen Sand gibt es ein 25 Tonnen Inhalt fassendes Sandsilo. Sein Inhalt kann an zwei Übergabestationen an ein mobiles Transportfahrzeug abgegeben werden, das die Bahnen befüllt. Um das Arbeiten auf dem Bahndach sicher zu gestalten, gibt es die so genannte Abschalt- und Erdungsautomatik. Sie garantiert per Zugangssystem, dass Mitarbeiter nur bei geerdeter Oberleitung auf den Arbeitsständen tätig sein können.

Für die Reinigung der Fahrzeuge – eine Bahn hat eine Oberfläche von ca. 345 Quadratmetern – wird in der eigenen Waschanlage nur etwa eine Badewannenfüllung Wasser benötigt. Möglich macht dies die biologische Wasseraufbereitungsanlage im Untergeschoss, in der das Abwasser mit Hilfe von Mikroorganismen gereinigt wird.

Von der Betriebssteuerzentrale aus erfolgt ab November 2012 die Überwachung und Regelung des Fahrbetriebs von Bus und Saarbahn im gesamten Streckennetz. Auch der Rangierbetrieb in der Abstellung Brebach, die Fahrzeuginnenreinigung sowie die Videoaufnahmen von Haltestellen werden hier kontrolliert.

Die Belüftung des gesamten Gebäudes erfolgt über ein ausgeklügeltes System, das im Sommer und im Winter für eine angenehm temperierte Umgebung sorgt. Eine erdgasbetriebene Heizung sowie ein Photovoltaikanlage runden das Bild ab. Das Gebäudedach ist ökologisch begrünt.

Insgesamt werden ca. 130 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Standort Brebach eingesetzt bzw. nutzen Räume vor Ort, darunter Werkstattpersonal, Fachbereichsleiter, Fahrlehrer, Fahrdienstleiter, Leitstellenmitarbeiter, Angestellte sowie Triebfahrzeugführer und Kombifahrer für Bus und Saarbahn.

Hintergrund:

Die Unternehmen der Stadtbahn Saar GmbH und Saarbahn GmbH gehören zum Saarbrücker VVS-Konzern (VVS) und sind auf dem Gebiet des öffentlichen Personennahverkehrs tätig. Die Stadtbahn Saar GmbH wurde 1992 gegründet und befasst sich mit Planung, Bau und Betrieb des Stadtbahn-Systems in der Saar-Region. Der Betrieb der Werkstätten und Infrastruktureinrichtungen im Bahn- und Busbereich sowie Marketing und Vertrieb fallen ebenfalls in ihren Zuständigkeitsbereich. Die Saarbahn GmbH, gegründet 1996, ist für die Durchführung des öffentlichen Personennahverkehrs im Bereich des Regionalverbandes mit Schwerpunkt Saarbrücken zuständig. Planungsaufgaben sowie die Koordination und Betreuung von Auftragsunternehmen sind ebenfalls hier angesiedelt.

Stadtbahn-Werkstatt in Brebach