Befragung von Senioren im ÖPNV - Kritik am Zustand der Haltestellen / Lob für gute ÖPNV-Erschließung
Eindeutige Hinweise in Bezug auf Barrieren im ÖPNV, die Anforderungen an die Mobilitätslotsen sowie die Einstellung zu aktuellen Technologien liefert eine Befragung, die das iso-Institut, Saarbrücken im Rahmen des Projektes „Mobia - Mobil bis ins Alter“ im April diesen Jahres unter rund 1000 Kunden der Saarbahn GmbH im Alter 50plus durchgeführt hat. In dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung auf drei Jahre geförderten Projekt soll durch die Entwicklung einer nutzergerechten Dienstleistung in Kombination mit einer auf die Bedürfnisse der verschieden Nutzertypen angepasste Technologie für Mobiltelefone die Mobilität älterer Menschen durch die Inanspruchnahme von Bus und Saarbahn in Saarbrücken gefördert werden.
Die meisten Senioren sind montags bis freitags vormittags und nachmittags mit Bus und Saarbahn unterwegs. Am häufigsten genutzt werden Bus und Saarbahn für Arztbesuche, zum Einkauf und Besuchen bei Verwandten und Freunden. Zu den Stärken von Bus und Bahn in Saarbrücken zählen nach Meinung der Senioren die kurzen Wege zu den Haltestellen, die gute Anbindung vor Ort und die vielen Direktverbindungen vom Wohnort zum Ziel. Kritik gibt es vor allem im Hinblick auf die Erreichbarkeit („keine gesicherten Fußgängerüberwege“, „keine abgesenkten Gehwege und Rampen“) sowie die Ausstattung der Haltestellen („fehlende Hochbord-Haltestellen“, “ keine elektronische Fahrgastanzeige an Bushaltestellen“). Fehlende Unterstände und Sitzplätze an den Haltestellen werden vor allem von weiblichen Fahrgästen kritisiert.
Auch beim Fahrverhalten der Bus- und Saarbahnfahrer gibt es Verbesserungspotential, vor allem beim offenbar zu schnellen Anfahren an Haltestellen.
Von den Dienstleistungen der Mobilitätslotsen versprechen sich die Befragten Unterstützung bei Fragen und Problemen, beim Kauf von Fahrscheinen an Automaten, Informationen zu den Fahrplänen, beim Ein- und Aussteigen und bei der Orientierung an den Haltestellen. 40 % der Befragten würden die Leistungen der Mobilitätslotsen in Anspruch nehmen.
Die Technikaffinität in der Altersgruppe ist eher gering. Nur 25 % nutzen Computer, Laptops oder das Internet. Das Mobiltelefon nutzen die meisten (fast 70 %) nur zum Telefonieren. Sehr selten schreiben die Befragten SMS oder E-Mails. Eindeutig sind die Erwartungen bezüglich der Inhalte an die zu entwickelnde Informations-bzw. Kommunikationstechnik. Hier stehen Fahrplaninformationen (Fahrzeiten, Verspätungen) sowie Informationen über Haltestellen (Anschluss- u. Umsteigemöglichkeiten) an erster Stelle der Anforderungen.
Auf Basis der Befragungsergebnisse wird in den kommenden Monaten vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) in Saarbrücken gemeinsam mit dem Softwareunternehmen B2M aus Karlsruhe eine Informations- und Kommunikationsplattform entwickelt. Auch der Einsatz der Mobilitätslotsen soll noch stärker auf die konkrete Nachfrage an den einzelnen Haltestellen sowie die inhaltlichen Erwartungen der Senioren abgestimmt werden.
Die Saarbahn GmbH wird im Rahmen ihrer regelmäßigen Fahrerschulungen auf die besonderen Bedürfnisse älterer Menschen im ÖPNV hinweisen und die Fahrer um entsprechende Rücksichtnahme bitten.